Kleine Schritte im Klimaschutz müssen erst große Sprünge werden, um die Klimaneutralität rechtzeitig erreichen zu können
St. Pölten, 24.11.2021: Gestern traf sich Fridays For Future Niederösterreich mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf. Das Gespräch hat sich als Reaktion auf den weltweiten Klimastreik am 24.09. ergeben, bei dem 2.000 Menschen in St. Pölten für mehr Klimaschutz auf die Straße gegangen sind. Im Zuge des Streiks wurde ein Forderungspapier übergeben, das als Basis für das Arbeitsgespräch diente. Dieses Gespräch wurde von beiden Seiten als Beginn eines Dialoges verstanden.
Niederösterreich muss die Klimaneutralität 2030 erreichen
Niederösterreich ist eines von drei Bundesländern, das kein Ziel für die Klimaneutralität formuliert hat. Das bestehende Ziel von 36% Treibhausgasreduktion bis zum Jahr 2030 (verglichen mit dem Jahr, welches die bisher höchsten Treibhausgasemissionen aufweist) ist weder mit den nationalen Zielen noch mit den Zielen der EU vereinbar und wird auch dem Pariser Klimaabkommen nicht gerecht. „Bis 2030 muss Niederösterreich seinen Treibhausgasaussoß auf netto Null gesenkt haben“, fordert Johanna Frühwald von Fridays For Future St. Pölten.
Potentiale der Erneuerbaren Energien müssen genutzt werden
Weiters standen die Ziele zum Ausbau Erneuerbarer Energieträger auf der Agenda. Die Aktivist*innen machten auf die sehr hohen Potentiale der Wind- und Solarenergie in Niederösterreich aufmerksam und die damit verbundene Verantwortung. „Der von der Landespolitik geplante Ausbau von Photovoltaik und Windenergie in Niederösterreich ist ein wichtiger kleiner Schritt, aber er ist nicht annähernd ausreichend, um eine 100%ig erneuerbare Energieversorgung zu erreichen“, fasst die Aktivistin Flora Peham zusammen.
Klimaschutz ist Mobilitätswende
Zudem wurden die Mobilitätswende und der anstehende Bau fossiler Straßenprojekt thematisiert. „Straßenprojekte, die weiterhin den motorisierten Individualverkehr fördern, müssen endlich der Vergangenheit angehören“, so Klimaaktivistin Helene Galbavy von Fridays For Future Wr. Neustadt. Niederösterreich weist mit rund 20 Straßenmetern pro Einwohner einen besonders hohen Anteil an Verkehrsfläche auf. Das sind 13 Straßenmeter pro Einwohner mehr als beispielsweise in der Schweiz.
Wärmewende als wichtiger Bestandteil zur Bekämpfung der Klimakrise
Die Klimaaktivist*innen appellieren an die Landesregierung, einen klaren Plan zum Erdgasausstieg festzulegen. „In Niederösterreich werden immer noch neue Gasthermen in Wohnhäuser eingebaut. Diese werden aber schon vor Ablauf der Lebensdauer den Energieträger Erdgas nicht mehr nutzen können“, erklärt Max Nutz von Fridays For Future Krems. Da „grünes Gas“ viel zu wertvoll ist, um es zum Heizen im Gebäudesektor zu verwenden, muss jetzt ein schrittweiser Ausstieg aus Erdgasheizungen festgelegt und umgesetzt werden.
Gespräch ist nur Anfang des Dialogs – weiter Gespräche sollen folgen
Die Aktivist*innen aus diversen Fridays For Future Gruppen aus Niederösterreich empfanden die Diskussion zwar sachlich und respektvoll, die Ergebnisse jedoch unzureichend. „Niederösterreich hat eine große Verantwortung gegenüber Österreich und einer ganzen Generation, der die Vertreter*innen des Bundeslandes noch unzureichend nachkommen. Es scheint, als sei den Gesprächspartner*innen das Ausmaß ihrer Verantwortung noch nicht in vollem Umfang bewusst”, sagt die Klimaaktivistin Veronika Koller von Fridays For Future Tulln. „Es freut uns, dass Johanna Mikl-Leitner und Stephan Pernkopf einige unserer Punkte aufgenommen haben, gerade beim Thema Mobilität aber gab es unterschiedliche Ansichten”, fügt Frida Fliegenschnee von Fridays For Future Mödling hinzu: „Wir hoffen, dass die niederösterreichische Landespolitik bald aus den bisher kleinen Schritten im niederösterreichischen Klimaschutz jene großen Sprünge macht, die die Bekämpfung der Klimakrise braucht.”