Am 8. April 2024 informierten Vertreterinnen und Vertreter der Klimahauptstadt 2024 und zwei Gemeinderäte im Hotel Gasthof Seeland über die neuesten Entwicklungen in Sachen Straßenbau S34, Spange Wörth und Westtangente. Anschließend gab es einen abwechslungsreichen Austausch mit der Waitzendorfer Siedlungsgemeinschaft über Zukunftsperspektiven in St. Pölten – in der Stadt der Dörfer.
Geplanter Straßenbau
Auf Einladung des Waitzendorfer Dorferneuerungsvereins informierten Initiativen der Klimahauptstadt 2024 über den aktuellen Stand zum geplanten hochrangigen Straßenbau im Westen St. Pöltens samt geplanter Westtangente. Letztere soll lt. Generalverkehrskonzept 2014 in unmittelbarer Nähe des Waitzendorfer Siedlungsgebietes verlaufen.
Rückblick
Petra Thürauer vom Waitzendorfer Dorferneuerungsverein begrüßte die Gäste. Sie erklärte den Anwesenden, dass vor über 6 Jahren die damals anwesende Waitzendorfer Siedlungsgemeinschaft eine gemeinsame Entscheidung fällte. Diese bestand darin, mit der Stadt St. Pölten und mit zivilgesellschaftlichen Initiativen zusammenzuarbeiten und sich zu vernetzen. In Zukunft sollte es damit möglich sein, bei allen Projekten, die die eigenen Ortschaften schädigen könnten, die Waitzendorfer Interessen bestmöglich einzubringen. Als erster Lackmustest erwies sich die aus diesem Anlass initiierte Dorferneuerung, die sich nach einem etwas holprigen Start sehr positiv entwickelte.
Gemeinsames Ziel
Elisabeth Prochaska, Vorstandsmitglied der NÖ Berg- und Naturwacht, führte für die Klimahauptstadt 2024 durch den Abend und nahm das Ziel für den Abend gleich vorweg: Wir holen Euch heute hier ab, um Euch mitzunehmen in eine lebenswerte Zukunft.
Lebensgrundlagen bewahren
Josef Brader führte ins Treffen, dass regionale Ernährungssicherheit und die Erhaltung der Landschaft gänzlich unvereinbar ist mit dem geplanten Straßenbau. Für die Untertunnelung des Hobbyflughafens in Völtendorf sind Eingriffe in den Grundwasserkörper geplant, die Brunnen und bisher fruchtbare Böden austrocknen lassen würden. Schon jetzt sind trotz anderslautender Behauptungen Brunnen in Schwadorf, Nadelbach, Pummersdorf durch die Güterzugumfahrung trocken gefallen. Eine solche Vernichtung von Lebensgrundlagen ist nicht mehr hinnehmbar und Josef Brader wünscht sich, dass die Bedürfnisse kommender Generationen sorgsam beachtet werden.
Gesundheitsgefährdung
Anschließend fasste Dieter Schmidradler die Erkenntnisse seines Gutachtens zur Gefährdung der Gesundheit und des Lebens durch den Straßenbau zusammen und erklärte, warum die Waitzendorferinnen und Waitzendorfer Hauptbetroffene der geplanten Erweiterung des Straßennetzes im westlichen St. Pölten wären.
Präsentation Straßenbau gefährdet unser Leben
Bürger und Gemeinderat
Walter Heimerl-Lesnik erläuterte seine Motivation, sich zusätzlich zu seinem zivilgesellschaftlichen Engagement auch in der Stadtpolitik als Gemeinderat zu engagieren. Besonders ermutigte er die Anwesenden, bei den ihnen wichtigen Themen unbedingt dranzubleiben, sich bestmöglich zu vernetzen und von den Rechten etwa nach dem NÖ Auskunftsgesetz und dem Umweltinformationsgesetz Gebrauch zu machen.
Stadt der Dörfer
Maria Zögernitz warb mit ihrem Beitrag für einen positiven Blick auf St. Pölten als Stadt der Dörfer, die dank einer aufmerksamen, vernetzten Zivilgesellschaft und mutigen Bürgerinnen und Bürgern in die richtige Richtung abbiegt. Eine zentrale Rolle sollen dabei eine Verkehrswende und kleinräumige Wirtschaftskreisläufe spielen.
Präsentation St. Pölten: Stadt der Dörfer
Diskussion
Die Antwort auf die Frage, wie man gegen den drohenden Straßenbau aktiv werden kann, war rasch gefunden: informiert bleiben, aktiv werden und die besten eigenen Talente ins Netzwerk einbringen. Damit sollte es auch gelingen, die Politik endgültig von diesen aus der Zeit gefallenen Projekten abzubringen.
In der weiteren Diskussion nahm das vielkritisierte Rewe-Lager eine zentrale Rolle ein. Genau dieses Projekt würde die Verkehrslawine richtig in Gang bringen; ebenso wirft der jüngst aufgetauchte Kaufvertrag zum Rewe-Projekt neue Fragen auf.
Von gleich mehreren Seiten wurde die Kritik laut über das ohne jegliche Abstimmung mit Bauern und Bevölkerung erfolgte Asphaltieren der Feldwege für den Radverkehr. Einvernehmen bestand darüber, dass vorzugsweise bestehende versiegelte Verkehrsflächen für den Ausbau des Radwegenetzes genutzt werden sollten, statt Feldwege allerorts unter Asphalt zu begraben.
Weiterführende Informationen
Offener Brief an die Politik vom 22. 01.2024: Gefahr für Leib oder Leben durch hochrangigen Straßenbau in St. Pölten
Tödlicher Straßenbau: Informationsveranstaltung vom 18.1.2024 im Cinema Paradiso